Material & Abnahmesysteme

Material

Untersuchungsmaterial

Das Untersuchungsmaterial medizinischer Laboratorien ist meistens ein Gemisch vieler verschiedener chemischer Substanzen und mehr oder weniger differenzierter organischer Strukturen. Die Summe aller Bestandteile und Eigenschaften einer Probe mit Ausnahme des Analyten selbst bezeichnet man als Probenmatrix. Jede Komponente eines gegebenen Materials kommt als Analyt einer laboratoriumsmedizinischen Untersuchung in Frage. Die enorme Vielfalt der Bestandteile in den unterschiedlichen biologischen Materialien bedingt eine hohe Anforderung an die Methodik (Spezifität).

Das bei der Probennahme erhaltene Vollblut gerinnt ohne Zusätze in der Monovette (der Vorgang ist nach 10-20 min abgeschlossen), wird es zentrifugiert (10 min ca. 2000 x g) bezeichnet man den Überstand über dem Blutkuchen als SERUM. Für die Gewinnung von SERUM sind Monovetten® vorgesehen, die Kugeln oder Gel enthalten (= weiße oder braune Deckel auf der Monovette®). Serum ist das Untersuchungsmaterial von klinisch-chemischen Untersuchungen und der meisten transfusionsmedizinischen, serologischen und immunologischen Untersuchungen. Bei der Vollblutentnahme muss immer mindestens die doppelte Menge des angegebenen benötigten Materials (Serum) entnommen werden.

Die natürlich ablaufende Gerinnung des Blutes wird durch zugesetzte Antikoagulantien in bestimmten Abnahmesystemen verhindert. Den erhaltenen Überstand nach Zellsedimentation bezeichnet man als PLASMA.

Die wichtigsten Antikoagulantien sind:

  • EDTA (Dinatrium- oder Dikaliumsalz, 2 mg/ml Blut) wird z.B. für Blutbilder, Coombs-Test und Hämoglobin-Elektrophoresen verwendet (Monovette® mit rotem Deckel). Das EDTA komplexiert zweiwertige Ionen, die in vielen Fällen Reaktionsteilnehmer bei der Bestimmung von Enzymen und Substraten sind. EDTA-Plasma wird z.B. bei Blutbilduntersuchungen eingesetzt, zur HbA1c Bestimmung, zur Bestimmung von Lymphozytensubpopulationen oder bei klinisch-chemischen Analysen, wenn proteolytisch auf den Analyten wirkende Enzyme gehemmt werden sollen (z. B. als Untersuchungsgut zur Bestimmung von Renin oder ACTH).Die technische Funktionalität der Geräte wird regelmäßig überprüft und in Stand gehalten.
  • Na-Citrat wird als Antikoagulanz für Gerinnungsuntersuchungen (grüner Deckel auf der Monovette®: 1 Teil Na-Citrat und 9 Teile Vollblut) und die Bestimmung der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BFG) eingesetzt. BSG-Röhrchen enthalten 1 Teil Na-Citrat und 4 Teile Vollblut (violetter Deckel auf Monovette®). Um das Mischungsverhältnis zu gewährleisten, müssen diese Monovetten® immer exakt bis zur Markierung gefüllt sein. Den überstand dieser Abnahmesysteme bezeichnet man nach der Zentrifugation als Citrat-Plasma. Bei einem Volumendefizit in diesen Abnahmesystemen von mehr als 5 % ist es nicht mehr möglich, valide Ergebnisse zu ermittelten (eine Neuabnahme ist dringend erforderlich). EDTA und Na-Citrat komplexieren vor allem das Calcium. Weil für den Ablauf der Gerinnung eine ausreichende Calcium-konzentration benötigt wird, ist eine Gerinnung des Probenmaterials nicht mehr möglich. Citrat-Vollblut (Bestimmung erfolgt ohne eine Zentrifugation der Proben) kann auch für die Bestimmung von Thrombozyten bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer EDTA-induzierten Thrombozytopenie verwendet werden.
  • Na-Fluorid wird z.B. für Blutzuckerbestimmungen verwendet ((gelber Deckel der Monovette®). Es verhindert nicht nur eine Gerinnung der Probe sondern hemmt auch die Glykolyse.
  • Heparin-Plasma (blauer Deckel der Monovette®). wird z.B. für klinisch-chemische Unterduchungen oder Blutgasanalysen eingesetzt, d.h. bei Untersuchungen, bei denen schon eine leichte Hämolyse stören kann.

Kapillarblut liefert schlechter reproduzierbare Werte als Venenblut: Z.B. ist die Glukosekonzentration im Kapillarblut höher als im Venenblut, niedriger sind Gesamteiweiß, Calcium und Kalium. Konzentrationsunterschiede können u.a. auch dadurch bedingt sein, dass bei der Gewinnung von Kapillarblut Gewebsflüssigkeit durch auspressen des Bluttropfens beigemengt sein kann.

Arterielles Blut wird z.B. für Blutgasanalysen (BGA) verwandt. Bedingt durch die weiter ablaufenden Stoffwechselprozesse kommt es rasch zu pH-Verschiebungen, da sich die Blutgas-Konzentrationen nach der Abnahme schnell verändern. Aus diesem Grund stehen die zur Bestimmung notwendigen BGA-Geräte meistens direkt vor Ort auf den Intensivstationen.

Urin – für die Urinanalytik wird meistens der frische, erste Morgenurin (Mittelstrahlurin) , der auch als Spontanurin bezeichnet wird, benötigt. Eine Urinteststreifen-Untersuchung oder die überprüfung Urinsediments auf zelluläre Bestandteile ist nur aus Spontanurin möglich, da im Sammelurin, bedingt durch die lange Sammeldauer viele Ergebnisse verfälscht werden. Für Sammelurin muss in einer definierten Zeit Urin gesammelt werden. Hierzu muss der Patient genau informiert werden (siehe unten). In das Labor wird nur eine 8,5 ml Portion und nicht der komplett gesammelte Uirn eingeschickt. Vor der Abnahme des Aliquots muss der gesammelte Urin vorher gut gemischt werden. Bei Abgabe von Sammelurin ist die Information zum genauen Sammelvolumen und zur Sammelzeit, besonders wichtig. Zur Berechnung einer Clearance wird zusätzlich die Angabe zum Körpergewicht und der Körpergröße, zur Berechnung der Körperoberfläche des Patienten notwendig. Erhält das Labor diese Informationen zu dem Sammelurin und dem Patienten nicht, können nur Konzentrationen bestimmt werden und der Einsender muss sich seine Ergebnisse selbst berechnen.

Punktate müssen immer in einem sauberen geschlossenen Röhrchen eingesendet werden. Zur Zellzahlbestimmung sollte ein Teil des gewonnenen Punktats in eine EDTA-Monovette abgefüllte werden. Eine Verarbeitung innerhalb der ersten zwei Stunden ist sinnvoll. Referenzbereiche gibt es nur für sehr wenige Bestimmungen aus Punktaten.

Stuhl
Hämoccult-Proben werden auf der Station aufgetragen und selbst ausgewertet.

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